Über drei Monate bin ich jetzt schon in Arequipa, Peru einem Land weit weg von allem Bekannten, meiner Familie und meinen Freunden und natürlich von meiner Heimat, Deutschland.
Nach einem Abschied, der mir sehr schwer gefallen ist, wurde ich mehr oder weniger herzlich in Peru aufgenommen und habe mich sehr schnell in Peru, mein gemütliches Zimmer mit eigenem Bad und die Gastfamilie eingelebt.
Im Gegensatz zu meiner Gastfamilie, in der ich mit offenen Armen aufgenommen wurde, viel die Begrüßung an meiner Arbeitsstelle, einer Grundschule im Armenviertel La Mansión, sehr kühl aus. Nach deutschem Plan sollte ich drei Mal die Woche in dieser Schule Englisch unterrichten und jeden Tag in einem Comedor, einer Art Schulküche, mithelfen. Der Direktor dieser Schule hatte jedoch andere Pläne. Anstatt kostenlosem Englischunterricht für seine Schüler, wollte er nur Geld und Bücher von mir haben. Sein mangelndes Interesse an einer deutschen Freiwilligen merkte man schnell auch daran, dass er mich nicht nach peruanischem Brauch mit Küsschen begrüßte, sondern mit einem kurzen Händeschütteln.
Mittlerweile wurde die Partnerschaft, die zwischen der Schule in La Mansión und meinem Gymnasium in Deutschland bestand, aufgelöst und für mich eine neue Beschäftigung gesucht.
Jetzt pendele ich fast täglich zwischen dem Comedor und einer anderen Schule, Villa Independiente, hin und her. Der große Unterschied, weshalb mich die eine Stunde Pendelzeit auch nicht stört, ist, dass ich mich sowohl im Comedor als auch in der Schule sehr wohl fühle, meine Arbeit mir viel Spaß macht und ich schnell integriert wurde.
In dem Projekt „ Pueblo sin Hambre“ im Comedor, kochen die Mütter der Kinder täglich für etwa neunzig Kinder, während ich dafür sorge, dass alle Kinder ihre Hände waschen, alles aufessen und ihre Zähne putzen.
Auch wenn die Mütter mir als Ausländerin sehr misstrauisch begegnen und nur zaghaft, wenn überhaupt, auf meine Fragen antworten, haben mich die Kinder sehr schnell als die neue Freiwillige akzeptiert und aufgenommen. Jeden Tag aufs Neue bin ich beeindruckt, dass die Menschen im Comedor, sowohl Kinder als auch Mütter, so viel lachen und glücklich sind und dass obwohl sie oft nicht genug zu essen haben und für sie, für mich so natürliche Dinge wie fließend Wasser und Strom, nicht bezahlbar sind. Außerdem zaubern mir die Kinder immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht, wenn sie begeistert „Miss Sabrina“ oder „inglés“ (Englisch) rufen. Solche kleinen Gesten lassen es mich auch vergessen, wie oft die Kinder schon meine Geduld auf die Probe gestellt haben und wie anstrengend es manchmal ist mit so vielen Kindern zusammen zu essen.
Selbst in Villa Independiente, der Schule in der ich eigentlich nicht wäre, wurde ich trotz meiner anfänglichen Sprachprobleme schnell integriert und in die „Familie“ aufgenommen, wie die Direktorin die Lehrergemeinschaft stolz bezeichnet. Ich unterrichte mittlerweile mehrmals die Woche die erste, zweite und dritte Klasse in Englisch und unterstütze ansonsten die Lehrer in ihrem Unterricht.
Anfangs hatte ich große Probleme Spanisch zu sprechen, ich verstand zwar sehr schnell ziemlich viel, aber das Reden funktionierte zunächst erst einmal gar nicht. Mit wachsendem Vertrauen der Kinder in mich und den ersten peruanischen Bekanntschaften, aber vor allem Dank der Hilfe meines Gastbruders, der irgendwie immer merkt wenn ich etwas nicht verstehe, klappt das Spanischsprechen mittlerweile immer besser.
Zu Anfang hatte ich einige Schwierigkeiten mich an die Höhe Arequipas zu gewöhnen aber mittlerweile geht es mir, trotz der ein oder anderen Fischvergiftung, relativ gut.
In meiner Freizeit versuche ich regelmäßig zum Schwimmen zu gehen, mache Yoga, treffe mich mit Freunden und Dank meines Gastbruders bin ich auch dazu gekommen drei Mal die Woche Salsa zu tanzen. Etwas, was ich schon immer mal ausprobieren wollte und mir sehr viel Spaß macht. Und wenn ich hier nicht Salsa tanzen lerne, wo dann?