Samstag, 26. November 2011

Einfach typisch ich

Jeder der mich morgens schon einmal erlebt hat, weiß, wie aktiv ich immer in der Frühe bin. Für die jenigen, die bis jetzt nicht das Glück hatten, Aktivitäten jeder Art, besonders aber Denken am frühen  Morgen sind absolut nicht meine Stärke.
Tja so kam es dann eben wie es kommen musste... völlig verschlafen und ehrlich gesagt auch noch ziemlich unmotiviert, bin ich am Mittwoch morgen zu meiner "Bushaltestelle" geschlurft, natürlich wie immer viel zu spät und leider ohne Caro.
 Mein Combi hat ein großes gelbes Schild auf dem "graficos B p.polanco" steht... als dann nach nur kurzer Warterei ein Combi, mit gelben Schild auf dem B stand, kam und der dazu dann auch noch groß war ( was heißt, dass ich nicht mit eingezogenem Kopf und eingeknickten Knien stehen muss) war ich einfach nur froh einsteigen zu können und die 30min Busfahrt zu meiner Schule im Halbschlaf verbringen zu können.
Das einzige Mal, dass ich während der Busfahrt aus meinem Halbschlaf aufschaut, kam mir die Strecke zwar etwas unbekannt vor, aber ich dachte wir fahren einfach in irgendeiner Parallelstraße aufgrund von Wartungsarbeiten. Als der Fahrer dann auch noch meinte, dass bei der Straße Streicharbeiten sind, war für mich alles Sonnenklar und ich bin wieder in meinen Halbschlaf verfallen... bis eben der Motor ausging und ich irgendwo ganz oben in Arequipa war. In einem Viertel, in dem die Häuser schon mehr Hüttchen als Häuser waren und ich weit und breit die einzige "gringa" war.
Mit dem Gedanken meinen Ausstieg verpasst zu haben, bin ich dann nach vorne zum Fahrer getrottet und habe gefragt ob wir denn nicht am Colegio Villa Independiente vorbeifahren. Da schaut dieser mich mit großen Augen an und meinte nee du, dass ist der P.Polanco Bus... Als ich dann mit voller Überzeugung geantwortet hab,dass ich doch im P.Polanco Bus wäre , hab ich mir schon einen ziemlich schiefen Blick eingefangen. Ich wäre hier in "San Luis" gelandet...
Da bin ich doch tatsächlich  in den falschen Bus eingestiegen... nachdem ich ausgestiegen bin um mich von der Wahrheit auf dem Busschild zu überzeugen, musste ich erstmal ziemlich über mich lachen.
Aber zu meiner Verteidigung, es gibt zwei Busse die ein gelbes Schild mit graficos B haben... der eine fährt nur eben nach San Luis und nicht nach P.Polanco. Aber beide sehen gleich aus...
Zum Glück waren der Fahrer und der Kassierer aber sehr nett und meinten sofort "keine große Sache, wir fahren doch sowieso nocheinmal eine Runde oder nicht Guido, wir nehmen dich mit und zeigen dir wo du in deinen Bus einsteigen kannst". Puh war ich da froh... denn soweit oben in Arequipa sollte man sich auch am hellichten Tag nicht unbedingt alleine als Ausländerin aufhalten. Nach einem sehr amüsanten Gespräch mit dem Kassierer, gings dann auch wieder los...der Kassierer ist dann sogar mit mir ausgestiegen und hat mir meinen Bus gerufen, damit ich diesmal auch ja in den Richtigen einsteige.
Natürlich konnte es dann auch nicht dabei bleiben, dass ich schon in den falschen Bus eingestiegen bin und somit sowieso schon zu spät war... da saß ich doch gerade mal zwei Minuten in meinem Bus, da hält auch dieser an. "Alle Passagiere austeigen, das Auto ist kaputt. " War wohl nichts... Dann musste ich eben nocheinmal auf meinen Bus warten und bin dann irgendwann ziemlich am Lachen und viel zu spät doch noch angekommen.

Freitag, 11. November 2011

Zwischenbericht Nummer 1

Über drei Monate bin ich jetzt schon in Arequipa, Peru einem Land weit weg von allem Bekannten, meiner Familie und meinen Freunden und natürlich von meiner Heimat, Deutschland.
Nach einem Abschied, der mir sehr schwer gefallen ist, wurde ich mehr oder weniger herzlich in Peru aufgenommen und habe mich sehr schnell in Peru, mein gemütliches Zimmer mit eigenem Bad und die Gastfamilie eingelebt.
Im Gegensatz zu meiner Gastfamilie, in der ich mit offenen Armen aufgenommen wurde, viel die Begrüßung an meiner Arbeitsstelle, einer Grundschule im Armenviertel La Mansión, sehr kühl aus. Nach deutschem Plan sollte ich drei Mal die Woche in dieser Schule Englisch unterrichten und jeden Tag in einem Comedor, einer Art Schulküche, mithelfen. Der Direktor dieser Schule hatte jedoch andere Pläne. Anstatt kostenlosem Englischunterricht für seine Schüler, wollte er nur Geld und Bücher von mir haben. Sein mangelndes Interesse an einer deutschen Freiwilligen merkte man schnell auch daran, dass er mich nicht nach peruanischem Brauch mit Küsschen begrüßte, sondern mit einem kurzen Händeschütteln.
Mittlerweile wurde die Partnerschaft, die zwischen der Schule in La Mansión und meinem Gymnasium in  Deutschland bestand, aufgelöst und für mich eine neue Beschäftigung gesucht.
Jetzt pendele ich fast täglich zwischen dem Comedor und einer anderen Schule, Villa Independiente, hin und her. Der große Unterschied, weshalb mich die eine Stunde Pendelzeit auch nicht stört, ist, dass ich mich sowohl im Comedor als auch in der Schule sehr wohl fühle, meine Arbeit mir viel Spaß macht und ich schnell integriert wurde.
In dem Projekt „ Pueblo sin Hambre“ im Comedor, kochen die Mütter der Kinder täglich für etwa neunzig Kinder, während ich dafür sorge, dass alle Kinder ihre Hände waschen, alles aufessen und ihre Zähne putzen.
 Auch wenn die Mütter mir als Ausländerin sehr misstrauisch begegnen und nur zaghaft, wenn überhaupt, auf meine Fragen antworten, haben mich die Kinder sehr schnell als die neue Freiwillige akzeptiert und aufgenommen. Jeden Tag aufs Neue bin ich beeindruckt, dass die Menschen im Comedor, sowohl Kinder als auch Mütter, so viel lachen und glücklich sind und dass obwohl sie oft nicht genug zu essen haben und für sie, für mich so natürliche Dinge wie fließend Wasser und Strom, nicht bezahlbar sind. Außerdem zaubern mir die Kinder immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht, wenn sie begeistert „Miss Sabrina“ oder „inglés“ (Englisch) rufen. Solche kleinen Gesten lassen es mich auch vergessen, wie oft die Kinder schon meine Geduld auf die Probe gestellt haben und wie anstrengend es manchmal ist mit so vielen Kindern zusammen zu essen.
Selbst in Villa Independiente, der Schule in der ich eigentlich nicht wäre, wurde ich trotz meiner anfänglichen Sprachprobleme schnell integriert und in die „Familie“ aufgenommen, wie die Direktorin die Lehrergemeinschaft stolz bezeichnet. Ich unterrichte mittlerweile mehrmals die Woche die erste, zweite und dritte Klasse in Englisch und unterstütze ansonsten die Lehrer in ihrem Unterricht.

Anfangs hatte ich große Probleme Spanisch zu sprechen, ich verstand zwar sehr schnell ziemlich viel, aber das Reden funktionierte zunächst erst einmal gar nicht. Mit wachsendem Vertrauen der Kinder in mich und den ersten peruanischen Bekanntschaften, aber vor allem Dank der Hilfe meines Gastbruders, der irgendwie immer merkt wenn ich etwas nicht verstehe, klappt das Spanischsprechen mittlerweile immer besser.
Zu Anfang hatte ich einige Schwierigkeiten mich an die Höhe Arequipas zu gewöhnen aber mittlerweile geht es mir, trotz der ein oder anderen Fischvergiftung, relativ gut.
In meiner Freizeit versuche ich regelmäßig zum Schwimmen zu gehen, mache Yoga, treffe mich mit Freunden und Dank meines Gastbruders bin ich auch dazu gekommen drei Mal die Woche Salsa zu tanzen. Etwas, was ich schon immer mal ausprobieren wollte und mir sehr viel Spaß macht. Und wenn ich hier nicht Salsa tanzen lerne, wo dann?